„Wir teilen die Grundwerte“


Der japanische Botschafter Takeshi Yagi spricht im Wiesbadener Presseclub über die Zusammenarbeit mit Deutschland 

Von Martina Meisl

WIESBADEN - Beim zweiten Anlauf hat es geklappt: Der japanische Botschafter Takeshi Yagi ist hartnäckig geblieben und holte jetzt einen für Mai geplanten Besuch in Wiesbaden nach, der wegen eines stornierten Flugs hatte abgesagt werden müssen. Im Presseclub sprach er über die Beziehungen Japans zur EU, Deutschland und der Rhein-Main-Region. Eingeladen hatte die Europa-Union, Stefan Schröder, Presseclub-Chef und Chefredakteur dieser Zeitung, moderierte. Obwohl Japan ein wichtiger Partner der EU sei, sei das Thema in den vergangenen Jahren zu kurz gekommen, fand der Vorsitzende der Europa-Union, Peter Niederelz.

Der Botschafter bestätigte den hohen Stellenwert Deutschlands und der EU für Japan auf politischer und wirtschaftlicher Ebene. Die EU sei der drittgrößte Handelspartner Japans und die zweitgrößte Destination von Investitionen. 6000 japanische Firmen gebe es in der EU, 1800 davon in Deutschland, 300 im Rhein-Main-Gebiet. „Wir teilen die Grundwerte Freiheit, Demokratie, Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit“, nannte Takeshi Yagi als Grund für die guten Beziehungen. Sorge bereite ihm allerdings der bevorstehende Brexit. Dieser habe große Auswirkungen über Europa hinaus, wegen der vielen japanischen Firmen in Großbritannien eben auch auf sein Heimatland. Daher hoffe Japan statt eines harten Schnitts auf eine Übergangsperiode – und auf Transparenz: „Wir möchten auf dem Laufenden gehalten werden.“

Den Austausch zwischen Japan und Deutschland bezeichnete Yagi auf politischer Ebene als sehr intensiv. Japans Premier Shinzo Abe und Bundeskanzlerin Angela Merkel besuchten einander regelmäßig. Inzwischen hätten sie einen lockeren, vertrauensvollen Umgang auch bei schwierigen Themen, wie etwa Russland, Freihandel oder Klimawandel. Mit einer neuen Bundesregierung werde man ebenfalls eng zusammenarbeiten, davon ist der Botschafter überzeugt. In Japan wurde übrigens im Oktober ein neues Parlament gewählt. „Zehn Tage nach der Wahl hatten wir eine Regierung“, sagte Yagi und ließ das als kleine Spitze so stehen.

Bei Nordkorea helfe nur internationaler Druck

Sehr besorgt sei Japan wegen der drastischen Entwicklungen in Ostasien. Man sehe sich durch den Atom-Konflikt mit Nordkorea ernsthaft bedroht. „Ein Dialog macht keinen Sinn“, sagte Yagi und verwies auf die gescheiterten Gespräche in der Vergangenheit. Hier helfe nur internationaler Druck. Yagi sieht die EU in der Pflicht, China – das als einziges Land noch einen gewissen Einfluss habe – dazu zu bewegen, den wirtschaftlichen Druck auf Nordkorea zu erhöhen. Militärischen Druck hält er ebenfalls für legitim. Der japanische Botschafter glaubt allerdings nicht daran, dass die USA in absehbarer Zukunft tatsächlich eine militärische Aktion starten.

Wiesbadener Kurier, 09.12.2017

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