„Der Staatsanwalt“ Rainer Hunold und zwei Überraschungen im Wiesbadener Presseclub


Von Viola Bolduan

WIESBADEN - Die beiden Überraschungen des Abends gehören nicht zum Genre. Die Figur Bernd Reuther, alias „Der Staatsanwalt“, verlässt auch nicht das Büro des Oberbürgermeisters im Rathaus, um Täter zu ermitteln, sondern sein Darsteller Rainer Hunold ist – ganz und gar friedlich – Gast im Presseclub Wiesbaden (PCW). Er ist nun nicht die Überraschung, denn er war ja mit seinem Produktionsteam angekündigt. Entsprechend groß ist der Andrang in den Parterreräumen des Literaturhauses Villa Clementine. Das Rathaus stand nicht auf dem Zettel und ist trotzdem da. „Eine tolle Sache“, dass er, der auf dem Weg ins eigene Büro öfter mit Bernd Reuther „ins Gehege“ gerät, nun Rainer Hunold befragen könne, ist OB Sven Gerich zur Begrüßung in den Presseclub gekommen und wird eine ganze Stunde bleiben: Überraschung Nummer 1.„Wir sehen unsere Stadt gern im Fernsehen“ (Gerich) – die Feststellung ist schon selbstverständlicher. „90 Prozent der Wiesbadener gucken die Sendung“, ist Günther van Endert, ZDF-Redaktionsleiter, überzeugt. Neben den Schauspielern sei auch die Stadt eine Hauptdarstellerin, bestätigt Andrea Jedele, Produzentin der Serie im Unternehmen Odeon TV Wiesbaden. Langjähriger „Staatsanwalt“-Regisseur Martin Kinkel sagte: „100 Prozent“ werde in Wiesbaden und Umgebung gedreht „von der Kanalisation bis in die Vororte“ – kein Wunder: Kinkel ist Wiesbadener. „100 Prozent stimmen aber nicht ganz – die Pathologie in ‚Der Staatsanwalt‘ befindet sich in der Uni-Klinik Mainz und dessen Büro im Biebricher Schloss. Der Wiesbadener OB muss in seinem schließlich auch mal arbeiten. Deshalb Begegnung nur auf den Treppen im Rathaus. Sven Gerich könnte aber auch zum Team gehören, meint Profi Rainer Hunold: „Er hat eine gute Stimme.“ Die Stimmung ist entsprechend gelöst, Fragen werden gern gestellt.

Trainiertes Handwerk eines Schauspielers

Der Schauspieler selbst, in blauem Anzug, offenem Hemd und Sneakers, gibt inmitten seines Teams freundlich Auskunft über Textgedächtnis („keine Probleme“), Nahrungsaufnahme („ich esse gerne“) und -beschränkung („seit Jahren kein Fleisch mehr – die Wurst ist vegan“) und seinen Zugang zur Rolle. Sie sei sachbezogen – für den 68-Jährigen ein trainiertes Handwerk. Dennoch, auch nach endlosen Folgen in „Der Alte“, „Ein Fall für zwei“, „Dr. Sommerfeld“ und „Der Staatsanwalt“ (seit 2005) spiele er „jedes Mal so, als sei’s sein erster Film“, lobt ihn ZDF-Kooperationspartner van Endert. Und wie wird ein Ermittler, ein Anwalt, ein Doktor zum Staatsanwalt? „Die robbe drauße rum“, hatte der Schauspieler von einer jungen Staatsanwältin mal gehört. Und wie man sich nicht am Schreibtisch versesselt, sondern „drauße rumrobbt“, erfährt Rainer Hunold und sein Team von einem echten Oberstaatsanwalt.

Also Überraschung Nummer 2 ist Olaf König, aus Frankfurt angereist, der seit 2012 mit seinem Insiderwissen die Produktion berät. Daher: „Die Serie ist ziemlich realistisch. In der Realität verzeichnet eben auch er: „90 Prozent Aufklärung bei Tötungsdelikten“. Bernd Reuther muss in seiner Serie auf 100 kommen. Weil der im Fernsehen so populäre Krimi eben „die Welt ordnet“ (Günther van Endert).Geordnet wird sie in der letzten Episode zur neuen Staffel heute in Wiesbaden zum letzten Mal. Dann ist vorerst abgedreht (nach 13 Tagen für 60 Minuten bei acht Produktionen im Jahr), und Rainer Hunold kann zurück nach Berlin.

Wiesbadener Kurier, 17.05.2018

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