Gespräch mit Valery Rezik, Übersetzer | Mai 2023


Artikel Nr. 12, Mai 2023

Von Olena Sadovnik

Gespräch mit Valery Rezik, Übersetzer

"Wenn man arbeitet wie immer, hat man ein schlechtes Gewissen, dass man nicht genug tut"

1. Mit wie vielen Medien hast du seit Beginn der groß angelegten Invasion zusammengearbeitet?

Vorher hatte ich bereits mit einigen Massenmedien zusammengearbeitet. Seit März 2022 arbeite ich für die Associated Press. Daneben hatte ich auch Le Monde, CBC, RAI 1 und Lesfilms du detroit als Auftraggeber.

2. Hast Du für deutsche Medien gearbeitet, sprichst Du vielleicht Deutsch? Welche Sprachen werden benötigt? 

Ich arbeitete mit einem Kollegen der Tageszeitung „Die Welt“ zusammen. Aber es war eher eine Mission von Journalisten für Journalisten. Wir reisten und erkundeten Hotels, Infrastruktur usw. Er sprach Englisch, und es gab gar keine Probleme. Als ich in die Regionen Europas kam, in denen Deutsch gesprochen wird, habe ich auch versucht, Deutsch zu sprechen. Im Allgemeinen wird zu 90 Prozent Englisch gesprochen. Ich kenne aber auch Kollegen, die nur mit Franzosen und Japanern unterwegs sind.

3. Was würdest Du ausländischen Medien bei der Suche nach einem Dolmetscher oder Übersetzer empfehlen? 

Es gibt kein Universalrezept. Zunächst muss man festlegen, wen man braucht – nur einen Dolmetscher oder auch einen Fixer (Kontakter für Gesprächspartner, die Red.), vielleicht sogar einen Autofahrer. Es ist auch möglich, eine 3-in-1-Lösung zu bekommen. Es gibt Gruppen und Chats für Übersetzer und Dolmetscher, denen man beitreten kann. Dort kann man zum Beispiel eine Anzeige aufgeben.

4. Arbeitest Du ausschließlich als Dolmetscher oder auch als Fixer?

Je nach Bedarf. Eine erste Gruppe habe ich auch als Autofahrer begleitet.

5. Warst Du jemals an der vordersten Front und welchen Rat könntest Du dafür geben?

Ich war bei „0“. Es war in der Nähe von Wuhledar. Ich war bei einer Luftaufklärungseinheit im Einsatz. Neben Journalisten arbeitete ich mit ausländischen Freiwilligen zusammen (wir lieferten Hilfsgüter in die Ortschaften an vorderster Front und evakuierten Menschen aus Bachmut, Soledar und Krasnohoriwka). Tipps: Wenn keine Notwendigkeit besteht, sollte man kein Risiko eingehen, um gute Bilder zu machen. Man sollte vor die eigenen Füße schauen, nichts anheben, nichts öffnen. In den neu befreiten Ortschaften kann es sehr gefährlich sein.

6. Gibt es vielleicht eine Geschichte oder etwas, was Du gerne mitteilen möchtest?

Wenn man wie immer arbeitet, hat man ein schlechtes Gewissen, dass man nicht genug tut. Deshalb habe ich zusätzlich mit ausländischen Ausbildern zusammengearbeitet, die Kurse für unsere Soldaten anboten. Seit Februar 2015 bin ich in diesem Bereich tätig. Ich helfe auch Freiwilligenorganisationen.


Das Gespräch führte Olena Sadovnik
Übersetzung: Kateryna Kilpa
Fotos: Valeriy Rezik

 

 

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